Bild von Employee Wellbeing Software

Fachartikel

HR Campus

Employee Wellbeing Software

Glückliche und gesunde Mitarbeitende sind viel wert. In der Schweiz sind Krankheit und Unfall Grund für jährlich 200 Millionen Abwesenheitsstunden, welche Kosten in der Höhe von 20 Milliarden Franken verursachen.* Diese Kosten können gesenkt werden, indem man in das Wohlbefinden der Mitarbeitenden investiert. Zum Beispiel mit einer Software, die den Mitarbeitenden einen Mehrwert bietet und dem Unternehmen wertvolle Daten liefert. Wir haben uns die aktuellen Software-Lösungen und Tools angeschaut.

Was bieten die Tools den Mitarbeitenden?

Auf G2 Crowd finden sich über 300 Produkte zum Thema Employee Wellbeing und Employee Engagement. Ziel vieler Tools ist es, den Mitarbeitenden Inhalte zu liefern, die speziell auf ihre Bedürfnisse, Lebenslagen und Interessen abgestimmt sind. Damit sollen sie informiert und inspiriert werden.

Viele auf dem Markt vorhandene Softwarelösungen funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip: Die Mitarbeitenden geben Informationen über sich preis und erhalten im Gegenzug Inhalte, die zu ihren Bedürfnissen passen. Wichtig ist hierbei, dass die Mitarbeitenden-Daten unbedingt geschützt sind und dem HR oder den Vorgesetzten nicht individuell zugänglich gemacht werden.

Im Tool Thrive Global können Mitarbeitende beispielsweise angeben, welche Aspekte sie an sich verbessern möchten. Die App liefert daraufhin passende Inhalte, Tipps und kleine Aufgaben, die nach erfolgreicher Umsetzung abgehakt werden können. Einige Tools verfügen zudem über Schnittstellen zu anderen Softwarelösungen. Diese ermöglichen es der Software, beispielsweise zu erkennen, dass ein Mitarbeitender Ferien hat oder eine Mitarbeitende befördert wurde. Auf Basis solcher Informationen kann der Inhalt automatisch angepasst werden, ohne dass der User oder die Userin aktiv Input geben muss.

Andere Softwarelösungen bieten neben Inhalten auch spielerische Herausforderungen an. Die Bemühungen der Mitarbeitenden können dann sogar mit Belohnungen honoriert werden. Dieses Prinzip erinnert an Gamification, wie man es beispielsweise von Lernspielen wie Duolingo kennt. Eines der ältesten und bekanntesten Tools in diesem Bereich ist die Virgin Pulse Global Challenge. Dabei können Mitarbeitende in Teams ihre sportlichen Aktivitäten aufzeichnen und virtuell um die Welt reisen. Sie erhalten dabei Tipps, inspirierenden Content und Unterstützung, um langfristig ihren Lebensstil zu verbessern.

Wir bei HR Campus finden Softwarelösungen besonders spannend, die Mitarbeitende über die gesamte Arbeitsdauer im Unternehmen hinweg begleiten. SAP hat dazu ein Tool entwickelt, das wichtige Momente – ob im privaten oder beruflichen Leben der Mitarbeitenden – aufzeichnet und dabei Unterstützung anbietet. Das Ziel von SAP ist es, dass Führungskräfte ihre Mitarbeitenden in diesen bedeutenden Momenten optimal unterstützen können. Und zwar nicht nur bei Anlässen, die für das Unternehmen relevant sind, sondern auch bei Ereignissen, die den Mitarbeitenden persönlich wichtig sind.

Wertvolle Daten für das HR

An erster Stelle steht die Steigerung des Wohlbefindens der Mitarbeitenden. Dies wird nicht nur ihre Motivation nachhaltig erhöhen, sondern auch Kosten senken und die Produktivität fördern. Einen Überblick über die Gründe, warum glückliche Mitarbeitende wichtig sind, findest du im Fachartikel Employee Wellbeing .

Der Einsatz einer Employee Wellbeing Software bietet jedoch noch einen weiteren Vorteil: Daten. Zum Schutz der Mitarbeitenden werden niemals individuelle Daten veröffentlicht, sondern lediglich aggregierte Teamdaten, sobald eine ausreichende Anzahl von Datenpunkten vorliegt. So erhält man Statistiken zur Team-Performance, zur Nutzung der Software, zu den wichtigsten Bedürfnissen und zu den meistgelesenen Inhalten. Diese Daten können mit Performance-Daten oder Projektabläufen verglichen werden. Dadurch lassen sich Chancen und Risiken in einzelnen Teams frühzeitig erkennen und gezielt nutzen.

Auf was soll bei der Auswahl der Software geachtet werden?

Bei der Auswahl einer Software ist es entscheidend, nicht nur die Unternehmensziele und die Unternehmenskultur im Blick zu haben, sondern vor allem auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Eine Software bringt wenig, wenn sie von den Mitarbeitenden nicht akzeptiert oder genutzt wird. Um das zu vermeiden, sollten die Mitarbeitenden frühzeitig in den Auswahlprozess eingebunden werden. Sie könnten beispielsweise ihre Wünsche und Anforderungen an die Software einbringen und so ein Bewusstsein für deren Nutzen entwickeln.

Auf Basis dieser Anforderungen kann dann die passende Software-Lösung ausgewählt werden. Dabei sollten einige praktische und technische Kriterien berücksichtigt werden:

  • Datenschutz: Sind die sensiblen Daten der Mitarbeitenden geschützt? Erfüllt die Software die Europäische Datenschutzrichtlinie (GDPR)? Welche Daten sind für Führungskräfte und HR-Mitarbeitende einsehbar?
  • Anpassungsfähigkeit: Wie viel Zeit möchten wir selbst investieren? Bevorzugen wir eine fixfertige Lösung mit wenig Anpassungsbedarf oder möchten wir die Software selbst flexibel weiterentwickeln?
  • Content: Wie umfangreich ist der verfügbare Inhalt? Woher stammt dieser? Kann der Inhalt spezifisch angepasst und erweitert werden? Wie aktuell ist der Content?
  • Sprache: In welchen Sprachen ist die Software verfügbar? Ist sie in der bevorzugten Sprache der Mitarbeitenden nutzbar?
  • Analyse: Verfügt die Software über ein BI-Interface, das sich in bestehende Analytik-Systeme integrieren lässt? Sind die Ergebnisse klar aufbereitet und einfach weiterzuverwenden?
  • Schnittstellen: Lässt sich die Software nahtlos in die bestehende Systemlandschaft integrieren?
  • Features und Benutzerfreundlichkeit: Welche Funktionen bietet das Tool? Welche Fragen müssen die Nutzer:innen bei der Einrichtung beantworten? Sind diese Fragen anpassbar? Kann die Software auch für Mitarbeiterumfragen eingesetzt werden?

Eine spannende Aufgabe für HR-Mitarbeitende

Employee Wellbeing Software-Lösungen bieten aus unserer Sicht enormes Potenzial, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden gezielt und messbar zu fördern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können für Führungskräfte und HR-Mitarbeitende äußerst wertvoll sein. Bei der Umsetzung von Massnahmen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Ein mögliches Risiko liegt jedoch in den integrierten Challenges: Diese könnten unter Umständen zusätzlichen Stress verursachen. Daher ist es wichtig, die Software sorgfältig auszuwählen und einzuführen. Es sollte klar kommuniziert werden, welche Vorteile und welchen Nutzen die Lösung bietet und wie die Privatsphäre der Mitarbeitenden geschützt wird. Nur wenn diese Aspekte transparent vermittelt werden, können die Mitarbeitenden die Software als ihre persönliche "Wellbeing-Zeitung" wahrnehmen und von ihr profitieren.

Quellen

BSF, Jährliches Absenzvolumen der Arbeitnehmenden nach ausgewählten Abwesenheitsgründen, Geschlecht, Nationalität und Beschäftigungsgrad, 2002-2016; 2. Annahme durchschnittlich 100 CHF pro Stunde

https://www.greatplacetowork.com/best-workplaces/100-best/2019


icon-fullscreen Stamp Icon-Print Icon-Clear